26.01.2021

Die Coronakrise trifft die USA

Gespaltene Gesellschaft, angeschlagene Wirtschaft und Politik ohne Kompass

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Die USA sind von der globalen Covid-19-Pandemie von allen hoch entwickelten Industriestaaten am härtesten getroffen worden. Dabei ist in der Pandemie offensichtlich geworden, dass der Exzeptionalismus der USA vor allem darin besteht, mit der Krise vollkommen überfordert zu sein. Das betraf sowohl die politische Führung unter Donald Trump auf nationaler Ebene als auch die Gesellschaft. Donald Trump und sein Rechtspopulismus amerikanischer Prägung haben im Angesicht der Pandemie komplett versagt. Unklare Zuständigkeiten, fehlende Koordinierung der Bundesstaaten und lokalen Behörden, Entscheidungsunfähigkeit, Verkennen der Realität, Nepotismus und sowohl wechselnde wie auch sich widersprechende Politikansätze führten dazu, dass die Pandemie in den USA außer Kontrolle geriet.

Das Virus traf auf eine polarisierte Gesellschaft und auf eine bestehende Skepsis vieler US-Amerikaner_innen gegenüber Wissenschaft und Expert_innen. Beide Voraussetzungen formten die amerikanische Antwort auf die Pandemie, die wie in keiner anderen Gesellschaft zum Politikum wurde. Donald Trump schürte die politische Polarisierung im Umgang mit der Krise und profitierte von ihr, aber es reichte nicht, um die Wiederwahl zu gewinnen. Insgesamt hat die Corona-Pandemie wie ein Katalysator auf die US-Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gewirkt und bestehende Tendenzen beschleunigt sowie Strukturen verstärkt. Die unzureichende Absicherung vor den zentralen Lebensrisiken, die Unzulänglichkeiten des Gesundheitssystems, der schwache Sozialstaat und die Spaltung der US-Gesellschaft und Wirtschaft anhand der Hautfarbe führten dazu, dass die Pandemie vor allem für nicht-weiße Amerikaner_innen und Frauen verheerende gesundheitliche und wirtschaftliche Folgen hatte.

Selbst die teilweise Erholung der Wirtschaft ist ungleich verteilt. Auch deshalb hat die Corona-Pandemie die sozialen Proteste wie Black Lives Matter in den gesellschaftlichen und politischen Fokus gerückt. Joe Biden und Kamala Harris werden ihre Ämter im Angesicht ungelöster Krisen und riesiger Herausforderungen antreten. Gleichzeitig hat die Biden-Harris-Administration die seltene Chance, entscheidende Weichen zu stellen und die strukturellen Veränderungen des Landes zu gestalten, welche die Corona-Krise aufgezeigt und beschleunigt hat. Dazu gehören an erster Stelle die Wiederherstellung des Vertrauens in staatliches Handeln und die Forderung an eine bessere Absicherung der Lebensrisiken für alle Teile der Gesellschaft. Genau daran werden Joe Biden und Kamala Harris gemessen werden.

 

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