Seit 1976 steht der Monat Februar symbolisch für die Errungenschaften und die Geschichte der Afroamerikanerinnen und Afroamerikaner in den Vereinigten Staaten von Amerika. Der Abolitionist Frederick Douglass und sein Zeitgenosse Präsident Abraham Lincoln, beide vehemente Gegner der Sklaverei, sind im Februar geboren. So auch John Lewis, der Bürgerrechtler und Weggefährte von Dr. Martin Luther King, der lange im Kongress saß und im letzten Jahr gestorben ist.
Der “Monat der Afroamerikanischen Geschichte, oder Black History Month” ist eine Anerkennung der zentralen Rolle von Afroamerikanerinnen in der Geschichte der USA und das nicht erst seit dem 20 Jahrhundert, nein, Afroamerikanerinnen und Afroamerikaner haben großen Anteil am Bestand des Landes, sei es wirtschaftlich, politisch, oder kulturell.
Angefangen hat ihr Leben in der Neuen Welt allerdings in Sklaverei. 1619 brachte das Privatschiff “Der weiße Löwe" die ersten 20 afrikanische Sklaven nach Jamestown in Virginia, damals eine britische Kolonie. Das zog einen Massenimport der Ware Mensch bis in das 19. Jahrhundert nach sich.
Selbst viele der großen Gründerväter der USA besaßen zahlreiche Sklaven, so z.B. George Washington, Thomas Jefferson und James Madison. Bis zur Abschaffung der Sklaverei im Bürgerkrieg zwischen den Nord und den Südstaaten der USA, war sie bereits 246 Jahre lang legal. Am 1. Januar 1863 befreite die so genannte Emanzipationsproklamation Lincolns mehr als 3,5 Millionen versklavte Afroamerikaner_innen in der Konföderierten Südstaaten.
Der Monat Februar ehrt alle Afroamerikaner_innen aus allen Perioden der US-Geschichte, von den versklavten Menschen, die seit dem frühen 17. Jahrhundert aus Afrika verschleppt wurden, bis zu den heute in den USA lebenden Afroamerikaner_innen. Es ist ein wichtiger gesellschaftlicher Bestandteil, denn so erinnert das Land an wichtige Menschen und Ereignisse in der Geschichte der afrikanischen Diaspora.
Doch selbst nach der Abschaffung der Sklaverei ist die Erfahrung der Afroamerikaner_innen Opfer von Kampagnen geworden, die die dunkelsten Teile der amerikanischen Geschichte falsch wiedergeben und das kollektive Gedächtnis der Geschichte der Nation verzerren. Doch in den letzten Jahren hat die afroamerikanische Kommunität neue Anstrengungen unternommen, um ihre Geschichte zu erhalten und zu erzählen. Von neuen Museumsausstellungen, die Sklaverei und Bürgerrechtsbewegung dokumentieren, bis zur Findung neuer Stimmen in Politik, Kultur und Gesellschaft, die die Verbindung zu einer fast verlorenen Abstammung wieder herstellen.
Es war ein weiterer historischer Moment, als die Menschen im letzten Jahr nach der Ermordung von George Floyd, einem Schwarzen in Polizeigewahrsam, zu hunderttausenden und monatelang im gesamten Land von ihrem demokratischen Recht gebrauch machten und auf die Straße zogen. Black Lives Matter riefen sie, denn sie sind schon mit dem Wissen ihrer Eltern aufgewachsen, dass ihr Leben weniger zählt, als das von weißen Mitmenschen. Ob Kinderbetreuung, Gesundheitssystem, Bildung, Wohnraum oder Arbeitsplatz, Ungleichheit und ja, Rassismus ist in den USA nicht erst seit Donald Trump weit verbreitet. Trump hat es salonfähig gemacht, sich ganz offen rassistisch zu äußern — ihr erinnert Euch — als er 2017 ganz feine Menschen unter den fakeltragenden Rechtsextremen in Charlottesville ausmachte oder als er die brutalen Angreifer auf das Kapitol vor vier Wochen als Patrioten bezeichnete und ihnen per Video zurief “wie lieben euch”.
Aber Rassismus ist tief verwurzelt und der 6. Januar hat gezeigt, dass es ein weiter Weg sein wird, bis die Gesellschaft der USA zu tatsächlicher Gleichberechtigung und Fairness gegenüber Afroamerikaner_innen finden wird. Das weiß auch Joe Biden. Die Hürden sind innengesellschaftlich einfach zu hoch. Dennoch hat er viel versprochen und muss nun auch Taten folgen lassen. Von welchen Hürden spreche ich:
Präsident Joe Biden hat sich zum Ziel gesetzt, eine Regierung zu schaffen die vom Kabinett bis in die Ministerien hinein divers ist und die USA widerspiegelt. Er weiß, dass es ein großes Verdienst der afroamerikanischen Wählerinnen und Wähler ist, dass er überhaupt Präsident werden konnte und dass der Senat eine Demokratische Mehrheit gewinnen konnte. Und obwohl noch zahlreiche wichtige Ernennungen in der gesamten Exekutive ausstehen, sind wichtige Kabinetts- und Regierungsposten bereits durch Joe Biden vergeben worden.
—Aber: Fast 1.200 Positionen muss die Biden-Regierung noch ernennen und vom Senat bestätigten lassen.
"Der Aufbau eines vielfältigen Teams wird zu besseren Ergebnissen und effektiveren Lösungen führen, um die dringenden Krisen, mit denen unsere Nation konfrontiert ist, anzugehen", sagte Biden in einer Rede im Dezember. Über die Hälfte seines 25-köpfigen Kabinetts wird nicht-weiß sein und zu 48 Prozent aus Frauen bestehen.
Sein Kabinett schreibt vielseitig Geschichte:
Natürlich finden sich auch Afroamerikaner_innen in seinem Kabinett bzw. hohen Regierungsämtern:
Zudem wählte die Nation mit Kampala Harris ihre erste afroamerikanische Vizepräsidentin, eine Frau und Absolventin einer historischen afroamerikanischen Universität.
Und im US-Senat vertritt zum ersten Mal ein Afroamerikaner den Bundesstaat Georgia. Es ist Reverend Raphael Warnock über ihn berichteten wir im Georgia Logbuch letzten Dezember.
Diese nie zuvor dagewesene Vielfalt in einer Regierung wurde nur durch die Arbeit von Frauen wie Stacey Abrams von Fair Fight oder LaTosha Brown von Black Voters Matter möglich, die seit Jahren unermüdlich für faire und gerechte Wahlen kämpfen.
"Ich folge meinem Gewissen, nicht meiner Hautfarbe." sagte John Lewis einmal. Er war ein führender Bürgerrechtler, Freund von Martin Luther King und später Kongressabgeordneter. Er starb im letzten Jahr. Der Demokrat aus Georgia verbrachte drei Jahrzehnte im Kongress damit, die Errungenschaften zu verteidigen, die er als Bürgerrechtler der 1960er Jahre für die afroamerikanische Kommunität erreicht hatte.
Mary Wilson, zusammen mit Diana Ross ein Gründungsmitglied der Supremes, einer bahnbrechenden Gesangsgruppe, die in den 1960er Jahren ein Dutzend Nr. 1 Hits in den Charts hatte und ein Schlüssel zum Erfolg von Motown Records in Detroit war, starb letzte Woche —mitten im Black History Month. Sie steht hier beispielhaft für die vielen afroamerikanischen Künstler, die die Kultur dieses Landes wesentlich geprägt haben.
Er war Boxer, Philanthrop und politischer Aktivist, der allgemein als einer der größten Sportler des 20. Jahrhunderts angesehen wird? Genau Muhammad Ali. Er wurde 1960 olympischer Goldmedaillengewinner und 1964 Boxweltmeister im Schwergewicht. Aber er hat sich auch öffentlich gegen den Vietnamkrieg seines Landes gestellt und, selber an Parkinson erkrankt, sammelte er unentwegt Gelder für die Erforschung der Krankheit.
Die Liste der afroamerikanischen Frauen und Männer der Vereinigten Staaten, die enormes geleistet haben, ist sehr lang und diese drei nenne ich hier nur stellvertretend. Schaut doch mal beim Nationalmuseum für afroamerikanische Geschichte und Kultur in DC vorbei - virtuell natürlich. Es ist das einzige nationale Museum, das sich ausschließlich der Dokumentation des afroamerikanischen Lebens, der Geschichte und der Kultur widmet.
Am Ende geht das Wort an Marc Bayard. Mark ist ein hervorragenden Partner und Freunde der FES hier in Washington. Er ist Direktor der “Black Worker Initiative” beim Institute for Policy Studies und ein führender Experte für gesellschaftliche Fairness und Gerechtigkeit. Ihn haben wir gefragt, was der Black History Monat für ihn ganz persönlich bedeutet und auch, was er sich für die afroamerikanische Kommunität von der Biden-Regierung erhofft.
WASHINGTON, DC
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OTTAWA, ON
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